Kommunikation im Wandel – vom Lagerfeuer im „Neandertal“ zur KI
Wie die globalen Veränderungen der Kommunikation auch unser „lokales“ Zusammenleben gravierend verändert haben.
Ich habe mich intensiv mit verschiedensten Menschen in meinem Umfeld ausgetauscht über die Frage: Warum ist es so schwierig geworden, sich auszutauschen und andere Menschen zu erreichen?
Auf kommunaler Ebene beklagt meine Mutter als Bürgermeisterin, dass sie ihre Bürger kaum noch erreicht. Vieles, was früher allgemein bekannt war (Müllabholtermine, Sprechstunden im Rathaus etc.), wissen viele nicht mehr.
Wie kann das sein, obwohl wir im digitalen Informationszeitalter leben?
Die Informationsflut
Zum einen leben wir in einer totalen Informationsflut – vor lauter Bäumen sehen wir den Wald nicht mehr! Viele Menschen sind mit der schieren Masse an Nachrichten, Informationen und Posts vollkommen überfordert. Der einzige „Ausweg“ besteht meist darin, innerhalb von Millisekunden zu entscheiden, was gelesen und was gelöscht wird. Dabei gehen unweigerlich auch wichtige Informationen verloren.
Der Kommunikationswandel
Hinzu kommt ein gravierender „Kommunikationswandel“ weg von der direkten „Mensch-zu-Mensch“ (Face-to-Face) Kommunikation hin zu virtuellen Kommunikationsformen – mit „Maschinen“, dem Smartphone und deren Assistenten.
Historisch betrachtet war die menschliche Kommunikation über viele Jahrtausende auf kleine, lokale Gruppen (Familie und Lebensgemeinschaften in Siedlungen und Dörfern) beschränkt. Alle wesentlichen Belange wie Handel, Konflikte und Freundschaften wurden in direkter Face-to-Face-Kommunikation geregelt. Diese Form der Kommunikation ist kulturprägend für die Menschheit.
Eine gravierende Veränderung dieser Kulturtechnik geht mit der Digitalisierung einher, die in vielen kommunalen Verwaltungen und Vereinsstrukturen noch nicht vollständig angekommen ist.
Die neuen Möglichkeiten
Heute ist es nahezu für jeden Menschen mit Internetzugang möglich, mit jedem anderen Menschen weltweit ohne großen Aufwand zu kommunizieren. Zudem war es noch nie so einfach und kostengünstig wie heute, Informationen jeglicher Art nahezu zu „Null-Kosten“ an riesige Zielgruppen zu adressieren.
Selbst sprachliche Barrieren, die bislang als „natürliche Grenzen“ der Kommunikation galten, sind heute irrelevant. Mittels KI lassen sich nahezu alle Texte, Botschaften und Kommunikation per „Knopfdruck“ in alle möglichen Sprachen online und simultan übersetzen.
Mit der Digitalisierung hat sich dies grundlegend und in atemberaubender Geschwindigkeit geändert. In weniger als einer Generation hat ein fundamentaler Wandel in der menschlichen Kommunikation stattgefunden. Diese Entwicklung ist keinesfalls abgeschlossen! Durch KI/AI & Co. schreitet sie in rasantem Tempo voran.
Diese Entwicklung findet flächendeckend auf der ganzen Welt statt und reicht bis in die kleinsten „Dörfer“, sofern Internet verfügbar ist.
Die Folgen
Das „Verarmen“ unserer natürlichen Mensch-zu-Mensch-Kommunikation hat weitreichende Folgen – sowohl positive als auch negative.
Wir können und wollen die Digitalisierung nicht zurückdrängen! Sie bietet faszinierende neue Möglichkeiten der Kommunikation wie E-Learning, virtuelle Meetings und Virtual Reality.
Aber wie jeder technische Fortschritt hat auch die Digitalisierung ihre Schattenseiten. Wir Menschen leben in regionalen Strukturen und sozialen Bindungen. In der Resilienzforschung haben feste soziale Bindungen eine Schlüsselfunktion – anders formuliert: Wenn mein direktes soziales Umfeld nicht mehr funktioniert, ist ein „Wohlfühlen“ und Resilienz sehr schwer bis unmöglich zu erreichen.
Die Push-Nachrichten-Kultur
Hinzu kommt der Trend, dass nahezu alle sozialen Medien „Push-Nachrichten/Informationen“ senden. Ich „hole“ mir nicht mehr das, was mich interessiert, sondern ein Algorithmus sendet mir permanent „sinnvolle“ – und auch weniger sinnvolle – Informationen zu.
Alle Informationen, die als wichtig eingestuft werden, kommen automatisch auf mein Smartphone oder Tablet. Viele Menschen haben sich derart daran gewöhnt, dass sie den Umkehrschluss ziehen: Alles, was mich nicht „automatisch“ (als Push-Message) erreicht, kann nicht wichtig sein.
Hierauf sind die meisten regionalen Behörden, Ämter und Organisationen nicht vorbereitet. Früher war es eine „Holschuld“, sich zu informieren, und keine „Bringschuld“.
Die Auswirkungen auf lokaler Ebene
Dieses (Push-)Informationsdefizit wirkt sich auch auf lokaler Ebene gravierend aus – es lässt viel Raum für Falschmeldungen, Gerüchte und Spekulationen. Die lokalen Behörden erfahren dies größtenteils erst, wenn die Gerüchte bereits weit verbreitet sind, und laufen mit der Richtigstellung hinterher.
Die Lösung dieses Problems kann nur zeitgemäß in digitaler Form stattfinden. Anstatt mit den „alten“ Kommunikationswerkzeugen „hinterherzulaufen“, muss auch auf lokaler, regionaler Ebene mit den allseits akzeptierten modernen digitalen Mitteln proaktiv (als Push-Message) informiert werden.
Lokale Lösungsansätze
„MeinDorfNet“ ist neben vielen anderen Initiativen auf diesem Niveau zum einen eine „lokale Antwort“ auf die neuen Kommunikationsmöglichkeiten und auch in vielen Bereichen eine sehr gute „Lösung“ für die Schattenseiten (Desinformation, soziale Isolierung etc.) und gesellschaftlich negativen Auswirkungen.
MeinDorfNet ist das „digitale“ Instrument, um Menschen wieder real, Face-to-Face zusammenzubringen, direkte Kommunikation in Vereinen, sozialen Einrichtungen etc. zu fördern und oft auch erst zu ermöglichen.
Damit wächst ein Verständnis füreinander, Vorbehalte werden abgebaut und ein stabiles soziales Umfeld wird geschaffen – dies benötigen wir als „Gegenpol“ zur Virtualisierung mehr denn je!